Wir hatten die Ehre, Professor Frederek Musall am 15. Juni 2025 im AStA-Gewölbekeller (Paderborn) zu begrüßen. Er hielt einen interessanten Vortrag über die facettenreiche Erinnerungskultur in der jüdischen Tradition.
Prof. Musalls Vortrag beleuchtete das komplexe Verhältnis zwischen kollektiver Erinnerung und historiographischer Reflexion, insbesondere im Kontext unterschiedlicher Narrative. Ausgangspunkt war Yosef Hayim Yerushalmis wegweisendes Werk „Zakhor“ (1982), das die Veränderung jüdischer Erinnerung durch die Wissenschaft des Judentums kritisch hinterfragt. Während Yerushalmi vor der Entfremdung von tradierten Erinnerungsformen warnt, zeigten seine Kritiker (Amos Funkenstein und David N. Myers) deren gegenseitige Durchdringung auf.


Eine neue Perspektive eröffnete Michael Rothbergs Konzept der multidirektionalen Erinnerung: Es stellt traditionelle Gegensätze in Frage und betont die dialogische Aushandlung von Erinnerung. Der Vortrag diskutierte, welche neuen Impulse Yerushalmis Analyse vor diesem theoretischen Hintergrund erhält und welche Konsequenzen sich daraus für die heutige Erinnerungskultur ergeben.
Die anschließende Diskussion befasste sich intensiv mit der Beziehung zwischen jüdischer Erinnerung und Theologie. Wir erörterten, welche Lehren daraus für ein besseres Verständnis verschiedener Erinnerungskulturen in der Gegenwart gezogen werden können.